Kreuzfahrten Geschichte

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Am 26.Januar 1901 ist das erste für Kreuzfahrten gebaute Schiff von New York zu seiner Jungfernfahrt in die Karibik ausgelaufen: die "Prinzessin Victoria Luise" der norddeutschen Reederei Hapag.


Bereits 1844 bot Englands Peninsular and Oriental Steam Navigation Company, besser bekannt als P&O, "Pleasure Cruises" durchs Mittelmeer an. In den siebziger Jahren des 19.Jahrhunderts fuhren norwegische Küstendampfer im Sommer Touristen von Bergen zum Nordkap. 1890 annoncierte der Norddeutsche Lloyd eine Fahrt nach Norwegen und zum Nordkap. Das Wort Kreuzfahrten war noch unbekannt, man sprach von "Exkursionen", "Lustfahrten" oder "Vergnügungsreisen". Doch die dafür eingesetzten Linienschiffe waren für schwere See konzipiert und denkbar ungeeignet für ein vergnügungssüchtiges Ferienpublikum.
Albert Ballin, Generaldirektor der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Aktien-Gesellschaft, abgekürzt Hapag, war der erste, der um die Jahrhundertwende die Chance eines maritimen Tourismus als zweites Standbein neben der Linienschiffahrt erkannte. Er wusste indes, dass eine neue Reiseform auch neuartige Schiffe bedingt. Und so liess die Hapag das weltweit erste Kreuzfahrtschiff bauen: Die "Prinzessin Victoria Luise", 122 Meter lang, Kabinen für 180 Passagiere, zwei schlanke Schornsteine. Eine breite Treppe führte vom Hauptdeck zum Speisesaal hinunter, wo an langen Tischen gegessen wurde. Es gab einen Gymnastikraum, eine Dunkelkammer für Fotoamateure sowie drei Salons. Allerdings besass nur die Kaisersuite eine "Nasszelle", die Kabinenpassagiere mussten sich mit gemeinschaftlichen Toiletten und Badezimmer begnügen. Am 26.Januar 1901 lief die "Prinzessin Victoria Luise" von New York zu ihrer ersten Karibik-Cruise aus, fortan kreuzte sie im Winter in der Karibik, im Sommer in Nordeuropa, im Frühling und Herbst im Mittelmeer - genau auf den heute noch üblichen Routen der Musikdampferflotten.

Dank dem Kreuzfahrt-Erstling ging es mit dem Hochseetourismus Made in Germany steil bergauf, bereits vor dem ersten Weltkrieg war die Hapag-Kreuzfahrtenbroschüre hundert Seiten dick und bot von der Nilfahrt bis zur Round-the-World-Cruise alles an. Bis zum Zweiten Weltkrieg gehörten deutsche Kreuzfahrtschiffe zu den beliebtesten der Welt, besonders Amerikaner schätzten die Kombination von deutschem Perfektionismus mit "German Gemütlichkeit".
Ballin, der Vater der modernen Kreuzfahrt, zündete ein wahres Feuerwerk von Neuerungen, die längst zum Kreuzfahrtinventar gehören: Bordzeitung, Zweitrestaurant, Fitness Center, Kinderspielzimmer, kulinarischen Beratung durch eine Küchenkoryphäe und die unvermeidliche "Baked Alaska" zum Abschluss des Farewell Dinner waren vor hundert Jahren seine Ideen. Die späteren deutschen Manager von Hapag und Norddeutschem Lloyd zeigten sich ebenfalls innovativ: 1927 führte die "Lützow" erstmals auf dem Achterdeck ein Wasserflugzeug für Passagierrundflüge mit, 1928 folgte das erste Fly-and-Cruise-Programm: Auf dem Schnelldampfer "Columbus" von New York nach Bremerhaven, mit Lufthansa-Flugzeugen zu 15 europäischen Städten, auf der "Columbus" von Southhampton wieder nach New York. 1936 wurde die "Milwaukee", eine weitere Weltpremiere, zum "schwimmenden Kurort" mit Wellness Center, Diätküche und kostenloser ärztlicher Betreuung umgerüstet.

Aus der damaligen Zeit stammt das offenbar unausrottbare Vorurteil, Kreuzfahrten seien eine exklusive und entsprechend teure Ferienform. Dabei gab es bereits in den zwanziger und dreissiger Jahren Billigangebote und gar einen maritimen Massentourismus. Während der Prohibition (1920 bis 1933), als die USA "trocken" waren, führten die Reedereien Wochenendkreuzfahrten zum Tagespreis von zehn Dollar durch. Die Schiffe verliessen für eine Nacht den Hafen, dümpelten im internationalen Gewässer, wo der an Land verbotene Alkohol in Strömen floss, und kehrten anderntags zurück. Die Passagiere sprachen von "Booze Cruises" (Säuferkreuzfahrten), ie Reedereien lieber von "Cruises to nowhere". In Deutschland der zwanziger Jahre organisierte die Reederei Hamburg-Süd "volkstümliche Kreuzfahrten" im Mittelmeer und zum Nordkap - 16 Tage ab 230 Mark, allerdings mit Unterbringung in einer Zwölf-Betten-Kabine und mit rudimentärem Komfort. Der Reedereiprospekt informierte: "Schränke sind in den Kabinen nicht vorhanden, sondern nur Haken zum Aufhängen der Kleidung. Wir bitten daher, nur das Notwendige mitzunehmen".

Ein Jahrzehnt später förderten die Nazis den Hochseetourismus auf See, um ihn für propagandistische Ziele zu missbrauchen. Sie charterten und kauften zehn Passagierschiffe, gaben zwei Neubauten in Auftrag und schickten sie mit dem Hakenkreuz an den Schornsteinen auf Kreuzfahrt - in sechs Jahren 673 Cruises mit 758'575 Teilnehmern. Die Preise waren ausgesprochen günstig, eine fünftägige Kreuzfahrt zu den norwegischen Fjorden kostete, An- und Rückreise mit der Bahn eingeschlossen, unter 60 Mark. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde alles anders. Grossraumflugzeuge beendeten die Passagierschiff-Ära, Traditionsreedereien kollabierten oder konzentrierten sich wie Cunard und Hapag-Lloyd auf Kreuzfahrten. Mit ihren billig zusammengekauften Second-Hand-Dampfern machten Chandris und Costa die Kreuzfahrt in Europa populär, in Amerika entstanden Cruise Companies, deren Neubauten den karibischen "Sea, Sun and Fun"-Tourismus begründeten.
Heute sind Cruises ein Multimilliardenbusiness, kein Zweig des Tourismus hat höhere Zuwachsraten, macht grössere Gewinne und investiert mehr Geld in die Zukunft. Allerdings nicht in der Schweiz.

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